德国创新能力的基础与源泉(汉德对照)
上QQ阅读APP看书,第一时间看更新

Vorwort

Die Bundesrepublik Deutschland ist eines der innovativsten Länder der Welt; in verschiedenen internationalen Rankings nimmt sie stets einen der ersten sechs Plätze ein. Der Pioniergeist der Wissenschaftler, die Dynamik der Innovation, der rasche Transfer von Ergebnissen der Wissenschaft in die Wirtschaft und nicht zuletzt die Marktfähigkeit ihrer Produkte führen zu hoher Leistungsfähigkeit und Erfolg, zu steigendem Wohlstand und gesellschaftlicher Stabilität. Daher genießt Deutschland in der internationalen Gemeinschaft ein immer höheres Ansehen.

Den internationalen Wettbewerb um die höchste Leistungsfähigkeit entscheidet die Fähigkeit zur Innovation. Joseph Schumpeter, der Begründer der Innovationstheorie, stellte bereits vor 100 Jahren die These von der „schöpferischen Zerstörung“auf. Nach Ansicht des österreichisch-amerikanischen Ökonomen führt jede Innovation, sei es Produkt-, Technologie- oder Systeminnovation, zur Entstehung neuer Unternehmen, neuer Branchen und neuer Märkte. Für zahlreiche traditionelle Produkte, Unternehmen und sogar ganze Branchen bedeutet dies jedoch zugleich die Zerstörung.

Keine Wirtschaftseinheit, keine Branche, wie erfolgreich und stark sie auch sein mag, kann der „schöpferischen Zerstörung “entgehen, wenn sie sich mit dem Erreichten begnügt. Ein Beispiel dafür ist Finnland. Der damalige finnische Ministerpräsident Alexander Stubb machte 2014 in einem Interview mit einem US-Sender den IT-Konzern Apple für die Zerstörung zweier wichtiger Wirtschaftszweige seines Landes verantwortlich, die zu dessen wirtschaftlichem Niedergang und zur Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit geführt habe. „Wir haben zwei Champions, die zu Boden gingen. Das iPhone ist für den Tod von Nokia, das iPad für den der finnischen Papierindustrie verantwortlich. “Doch rechne er mit einem Comeback; in schwierigen Zeiten gebe es mehr Innovation.

Schumpeters These von der „schöpferischen Zerstörung “bedeutet: Die Innovation ist ein Perpetuum mobile für die Entwicklung der Wirtschaft. Nur mit ihr lässt sich eine Position als Weltmarktführer sichern, das Einkommen der Gesellschaft vermehren und eine erfolgreiche Position auf der internationalen Bühne erreichen und halten. Deutschland ist hierfür ein gutes Beispiel. In seiner Geschichte gab es Herausforderungen, für deren Bewältigung viel Kraft und ein gutes Urteilsvermögen benötigt wurden. Die Deutschen haben hieraus gelernt und mit Zuversicht in ihre Stärke und Innovationsfähigkeit manche Rückschläge überwunden. Mit seiner heutigen Innovationsfähigkeit liegt Deutschland, wie Stefan Theil in Why Germany Still Makes Things darlegt, keineswegs hinter den USA. In vielen Bereichen fährt es sogar schon auf der Überholspur.

Welche sind die Grundlagen und Quellen der Innovationsfähigkeit Deutschlands? Warum kann es sich im harten globalen Wettbewerb so erfolgreich behaupten? Diese Fragen sind bis heute weder ausreichend beantwortet, noch lässt sich in Deutschland ein wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Konsens feststellen. Doch die Antwort auf diese Fragen ist sowohl für die theoretische Forschung als auch für die praktische Politik äußerst wichtig.

Mit der im Jahr 2015 gestarteten Initiative „Deutsch-Chinesisches Jahr der Innovationskooperation “wurden die Erwartungen der beiden Regierungen, die Anliegen der Gesellschaft und die Kräfte von Wirtschaft und Wissenschaft beider Länder gebündelt. Die Wissenschaftler des Deutschlandforschungszentrums der Tongji-Universität, eines Think-Tanks für die Deutschland-und Europaforschung, nahmen dies zum Anlass, sich vertieft mit der Innovationsfähigkeit Deutschlands zu befassen. Unter dem Titel „Grundlagen und Quellen der Innovationsfähigkeit Deutschlands “werden die Ergebnisse ihrer Forschungsaktivitäten nun in einem Blaubuch zusammengestellt und veröffentlicht. Es soll der weiteren deutschlandbezogenen Innovationsforschung Anstöße dafür geben, die Ursachen der Innovation in Deutschland richtig zu verstehen, aus den dort gesammelten positiven und negativen Erfahrungen zu lernen und so auch einen Beitrag zur nachhaltigen Steigerung der Innovationsfähigkeit Chinas zu leisten.

Die Innovationsfähigkeit einer Nation entsteht in ihrem Inneren, sie kommt nicht von Außen. Daher muss die deutschlandbezogene Innovationsforschung in einen historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext gestellt werden; das betrifft in erster Linie die Bereiche Geschichte und Kultur, Politik und Wirtschaft, Philosophie und Kunst, Architektur und Musik, Militär und Religion, Sprache und Literatur sowie Ethik und Moral. Mit diesem Ansatz wird die Innovationsfähigkeit Deutschlands systematisch untersucht. Dabei werden Gesellschaft und Kultur mit Blick auf ihren Einfluss auf die Entstehung der Innovationsfähigkeit betrachtet. Die Studie analysiert nicht nur die technologische und Systeminnovation im wirtschaftlichen Sinne, sondern wählt einen breiten Ansatz: Forschungsgegenstände sind auch gesellschaftliche Innovation und Innovationsmanagement. Dies stimmt mit dem im Oktober 2014 von Deutschland und China vereinbarten„Aktionsrahmen für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit:Innovation gemeinsam gestalten! “überein.

Dieser umfassende Forschungsansatz erfordert ein interdisziplinär besetztes Forschungsteam. Dabei griff die vor über hundert Jahren als „Deutsche Medizinschule“gegründete Tongji-Universität auf ihre deutschlandbezogenen Forschungsressourcen zurück und gewann renommierte Wissenschaftler auch außerhalb der Universität, im In-und Ausland. Jeder Beitrag ist eine Studie für sich; er untersucht die Beziehung des jeweiligen Bereichs zur Innovationsfähigkeit Deutschlands und seinen Einfluss auf sie, und er stellt Entwicklung und Stärke dieser Einflüsse dar.

Hiermit danken wir allen Autoren und Beteiligten für ihre Beiträge und Mitarbeit; ohne ihre Mitwirkung hätte dieses Blaubuch nicht entstehen können. Wir hoffen aufrichtig, dass immer mehr Wissenschaftler die deutschlandbezogene Forschungsplattform der Tongji-Universität nutzen und hier ihre Forschungsergebnisse präsentieren und austauschen werden.

 

Prof. Dr. Pei Gang

Prof. Dr. Jiang Bo

Prof. Dr. Gu Xuewu

Prof. Dr. Zheng Chunrong

Shanghai, den 28. Dezember 2014